Die Wildnisschule an der Teerofenbrücke ist, wie schon der Name sagt, eine Mischung von Naturerfahrung und Umweltbildung. Diese Umweltbildungs- und Erlebnisstätte liegt mitten im einzigen Auennationalpark Deutschlands, dem einzigen Nationalpark Brandenburgs. Auf der einen Seite ist er umgeben von naturnahen Wäldern, auf der anderen Seite, jenseits eines alten Oder-Welse-Flussarmes, von seit 25 Jahren ungenutzten Feuchtwiesen.
Der brandenburgische Nationalpark wurde 1995 gegründet und gliedert sich in zwei Zonen, einer Wildniszone (Zone Ιa und Ιb), die weitgehend sich selbst überlassen und vom Menschen unberührt bleiben soll und einer dem Arten- und Biotopschutz gewidmeten Zone II, in der die Landwirtschaft weiterhin möglich, aber dem Naturschutz dienstbar ist. Die Wildnisschule ist rundherum von Wildnisgebieten (Zone I) umgeben. Nur das eingezäunte Gebiet der Wildnisschule selbst gehört zur Zone II. Sie genießt Bestandsschutz, da sie schon lange vor der deutschen Wiedervereinigung als Familienferieneinrichtung der PCK Raffinerie gegründet worden ist.
Ziele der Wildnisschule Teerofenbrücke und des Nationalparklabors
Nur was man kennt, kann man lieben, nur was man liebt, wird man schützen. Diese Erkenntnis bildet die Grundlage der Wildnisschule, die dem Wesen nach eine Umweltbildungs- und Erlebnisstätte ist. Ein Aufenthalt in der Wildnisschule soll prägende und tiefe Naturerlebnisse eröffnen, zu Naturkenntnissen führen und schließlich in eine echte Liebe zur Natur münden, die für ihren Erhalt und Schutz sensibilisiert. Die Erkundung der Natur soll Freude bereiten und damit den Weg zur Wissensvermittlung und zur ökologischen Bewusstseinsbildung eröffnen.
Mit unserer Arbeit wollen wir das Naturverständnis fördern und zum Nachdenken über das Verhältnis von Mensch und Natur anregen. Wir wollen mögliche Ängste vor der Natur, insbesondere vor der Wildnis, abbauen und haben uns den Leitsatz des Naturphilosophen H. D. Thoreau „In der Wildnis ist die Welt geborgen“ gesetzt.
Geschichte der Wildnisschule Teerofenbrücke
Die Wildnisschule Teerofenbrücke wurde im Jahre 1998 als Umweltbildungseinrichtung und außerschulischer Lernort eröffnet. Das Gelände war von der PCK Raffinerie unter dem seinerzeitigen Geschäftsführer Dr. Hans-Otto Gerlach in die Nationalparkstiftung Unteres Odertal als Stiftungskapital eingebracht worden. Die in den 1960er Jahren am Standort Schwedt aufgebaute PCK Raffinerie hatte das Gelände bis dahin als Naherholungszentrum für ihre Mitarbeiter – wie es in der DDR üblich war – betrieben. Auch heute noch gibt es in alter Verbundenheit Kinderferienlager für die Familien der PCK-Mitarbeiter.
Die damals vorhandenen Hütten waren nach der Wende nicht mehr zeitgemäß. Auf den alten Fundamenten wurden aus heimischer Kiefer durch einen ortsansässigen Betrieb völlig neue und moderne Holzhäuser mit zeitgemäßer Inneneinrichtung errichtet. Eine Umweltbildungseinrichtung mitten in der strengsten Schutzzone eines Nationalparks zu errichten, wäre heute nicht mehr möglich und ist nur durch den Bestandsschutz zu erklären. Von daher sind alle Besucher und Benutzer der Wildnisschule gehalten, sich während ihres Aufenthaltes strikt im Einklang mit der Natur zu verhalten, unnötigen Lärm und Eingriffe in den Naturhaushalt zu vermeiden und sich im Einklang mit der Natur zu bewegen. Die Wildnisschule ist keine beliebige Freizeiteinrichtung, sondern für die gedacht, die sich der Natur behutsam annähern, von, mit und aus ihr lernen wollen und sich sensibel in die natürlichen Abläufe einfügen.
Die Wildnisschule Teerofenbrücke arbeitet heute praktisch subventionsfrei und wird materiell lediglich von ihrem Gesellschafter, der Nationalparkstiftung Unteres Odertal, unterstützt. Die gemeinnützige Internationalpark Unteres Odertal GmbH betreibt neben der Brandenburgischen Akademie „Schloss Criewen“ auch die Wildnisschule Teerofenbrücke und das Nationalparklabor. Wildnisschule und Nationalparklabor gehören zusammen.
Errichtet wurde die Wildnisschule in den letzten Jahren des zweiten Jahrtausends aber mit Fördermitteln und zwar vor allem mit Geldern des Brandenburgischen Umweltministeriums, aber auch der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück und dem Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e.V.
Aufbau und Gründung der Wildnisschule waren dramatisch. Die modernen Häuser aus heimischer Kiefer waren gerade in Fertigbauweise aufgestellt, als im Sommer 1997 das Jahrhunderthochwasser über die Region hereinbrach. Aber das Wasser bedrohte die im Entstehen begriffene Wildnisschule keineswegs von Osten, von der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, dem ehemaligen Mündungsarm von Oder und Welse, sondern kam überraschend von Westen, aus dem tiefergelegenen Wald. Hier sammelte sich durch den ansteigenden Grundwasserpegel das Wasser und überflutete das Gelände. In Windeseile wurden unter Einsatz aller erreichbaren Ehrenamtlichen die gerade aufgestellten Hauswände wieder abgebaut, so dass größerer Schaden vermieden werden konnte. Einige bis dahin tiefer gelegene Häuser wurden nunmehr auf einer kleinen Anschüttung wie auf einer von den Halligen bekannten Warft errichtet, um zukünftige Schäden zu vermeiden.
Freunde der Wildnisschule und des Nationalparklabors – Kleiner Rückblick
Wildnisschule und Nationalparklabor Teerofenbrücke werden von der Internationalpark Unteres Odertal GmbH betrieben und sind damit Teil des aus staatsbürgerlicher Verantwortung privatrechtlich organisierten, stark ehrenamtlich unterstützten Naturschutzes im Unteren Odertal. Dieser basiert auf vier Säulen:
- Der Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e.V., auch Nationalparkverein oder nur Verein abgekürzt, wurde im Jahre 1992 von Naturschützern, Wissenschaftlern, Kommunalpolitikern, Pfarrern und Wirtschaftsvertretern gegründet, um den noch jungen Nationalparkgedanken zu popularisieren. Er ist dem Naturschutz, der ökologischen Landwirtschaft, der Umweltbildung und der Naturforschung verpflichtet. Webauftritt des Nationalparkvereins
- Die Nationalparkstiftung Unteres Odertal, auch Stiftung abgekürzt, wurde 1995 mit den gleichen Zielen wie dem Nationalparkverein gegründet. Der schneller aktivierbare Träger des Naturschutzgroßprojektes des Bundes im Unteren Odertal war also der Verein, der dann selbst einer der Stifter wurde, neben der PCK Raffinerie GmbH, welche die Fläche der Wildnisschule einbrachte und den Ländern Berlin und Brandenburg, die zusammen das meiste Stiftungskapital beisteuerten. Auch die Stiftung ist, wie der Verein, gemeinnützig und bürgerlichen Rechts. Im maximal zehnköpfigen Stiftungskuratorium sitzt ein Mitarbeiter der brandenburgischen Landesregierung genauso, wie ein polnischer Vertreter. Webauftritt der Nationalparkstiftung
Wesentliche Zwecke der Stiftung sind:- die Unterstützung einer umweltverträglichen Landnutzung und einer naturschutzorientierten Forschung im Unteren Odertal
- die Förderung des Naturschutzes und der Umwelterziehung im Unteren Odertal und in angrenzenden Gebieten sowie die deutsch-polnische Verständigung in diesen Bereichen
- Besucherinformation beispielsweise in Form geführter Exkursionen durch den Nationalpark und Umweltbildung
- Die Internationalpark Unteres Odertal GmbH, auch GmbH abgekürzt, ist ebenfalls gemeinnützig und besteht seit 1997. Alleiniger Gesellschafter ist die Nationalparkstiftung Unteres Odertal. Die GmbH betreibt:
- Die Brandenburgische Akademie „Schloss Criewen“ als deutsch-polnisches Umweltbildungs- und Begegnungszentrum. (brandenburgische-akademie.de)
- Die Wildnisschule Teerofenbrücke mit dem Nationalparklabor. Ihre wesentliche Aufgabe besteht in der Umweltbildung.
- Die Öko Agrar GmbH Unteres Odertal hat seit 2013 als alleinigen Gesellschafter die Nationalparkstiftung Unteres Odertal. Sie ist ein eingetragener, zertifizierter Ökolandbaubetrieb, der im Lunow-Stolper-Trockenpolder mehrere Herden rückgezüchteter Auerochsen, sogenannte Heckrinder, hält, dazu Konik-Pferde und Exmoor-Ponys, im nördlichen Friedrichsthaler Polder (5/6) Wasserbüffel. Die GmbH wurde gegründet, um im einzigen Flussauen-Nationalpark Deutschlands, in dem es auch 25 Jahre nach der politischen Wende noch keinen einzigen Ökolandbaubetrieb gab, einen solchen beispielhaft und zur Nachahmung empfohlen zu errichten. Die Öko Agrar GmbH will damit zeigen, dass man mit Mutterkuhhaltung in extensiver Wirtschaftsweise durchaus gutes Geld verdienen kann im Einklang mit der Natur. Weitere Betriebe sind bereits dem Vorbild gefolgt.
Die Rinder der Öko Agrar GmbH werden ganzjährig auf der Weide gehalten, dort geboren und am Ende ihrer Tage auch geschossen. Sie sterben also, wenn es wie bei überzähligen Bullen denn sein muss, schmerz- und stressfrei, ohne langwierige Tiertransporte und Schlachthausbesuche. Wer Interesse an Fleisch und Wurst aus dem Nationalpark Unteres Odertal hat, kann sich hier melden: www.nationalparkfleisch.de